News vom 18.04.2023Zukunft des Handwerks beginnt mit Wohlfühlen
Neues Gästehaus der Handwerkskammer in Simmerath feierlich eingeweiht.
1.400 Handwerks-Azubis aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Euskirchen, Düren und Heinsberg absolvieren in elf Berufen alljährlich Teile ihrer Ausbildung im Bildungszentrum Simmerath (BGZ) der Handwerkskammer Aachen. Damit die Handwerksprofis von morgen noch bessere Lernbedingungen vorfinden, wurde zu Jahresbeginn nach nur zweijähriger Bauzeit das neue Gästehaus am Standort Simmerath eröffnet. Am Wochenende wurde es feierlich eröffnet.
„Das Gästehaus ist für mich auch so eindrucksvoll, weil es mit 33 Einzelzimmern und 62 Doppelzimmern, einem großen Freizeit- und Kreativbereich sowie umfangreicher pädagogischer Betreuung die modernste Einrichtung dieser Art aller Handwerkskammern in Deutschland ist – hier im schönen Simmerath in der Voreifel. Damit verbindet sich moderne Handwerksausbildung mit zeitgemäßem Schlafkomfort“, sagte Handwerkskammer-Präsident Marco Herwartz in seiner Ansprache vor zahlreichen Gästen aus Politik, der Handwerksorganisation, Verwaltung, Verbänden und Versicherungen.
Rund 30.000 Übernachtungen würden pro Jahr erwartet, das seien fast doppelt so viele junge Menschen wie Simmerath Einwohnerinnen und Einwohner zähle, wandte sich Herwartz an Simmeraths Ersten Bürger Bernd Goffart. „Das BGZ gehört zu Simmerath und Simmerath gehört zum BGZ“, betonte der Bürgermeister in seinem Grußwort und versicherte den Verantwortlichen der Handwerkskammer Aachen: „Diese Investition wird Ihnen nicht leidtun.“
Investiert hat die Handwerkskammer Aachen in den modernen Neubau 15,8 Millionen Euro – komplett aus eigenen Mitteln. Die Baukosten waren lediglich drei Prozent höher als geplant. Auch der Zeitplan konnte trotz Corona, Hochwasser, Inflation, Materialknappheit und der Folgen des Krieges in der Ukraine weitestgehend eingehalten werden. „Das liegt natürlich auch an der Art und Weise, wie hier gearbeitet wurde, nämlich Hand in Hand. Fast ausschließlich Betriebe aus unserem Kammerbezirk zeichnen für den Bau dieses Gästehauses verantwortlich. Mit den Plänen von fischerarchitekten hatten sie eine hervorragende Vorlage“, so der Kammerpräsident. Daneben waren laut Herwartz Haupt- und Ehrenamt stark eingebunden, und durch die Fachkompetenz der Bauausschuss-Mitglieder sei man in der Bauphase bestens aufgestellt gewesen.
Alle haben hier an einem Strang gezogen, um dem Handwerksnachwuchs mit einem hohen Qualitätsstandard Freude und Wertschätzung entgegenzubringen. Das Gästehaus versteht sich als Zuhause auf Zeit, es vereint das Schlafen mit der Freizeitgestaltung. Junge Menschen, die hier zu Gast sind, sollen sich geborgen, geschützt und angenommen fühlen – sie sollen sich wohlfühlen. Dafür gibt es ein umfangreiches sozialpädagogisches Konzept und eine 24/7-Betreuung durch ausgebildete Sozialpädagoginnen und -pädagogen.
Festvortrag durch BIBB-Präsident
Das deutsche Berufsbildungssystem soll flexibler, inklusiver und exzellenter werden, es müsse zum Atmen gebracht werden, wenn es nach Professor Dr. Friedrich Hubert Esser geht. Der Präsident des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) gab im Rahmen seines Vortrages Impulse für Weiterentwicklungen in der Berufsbildung. In Zeiten der Transformation sei das „Geschäftsmodell Deutschland“, das lange funktioniert habe, brüchig geworden. Damit stehe auch die berufliche Bildung vor neuen Herausforderungen. Aus Essers Sicht ist es nicht mehr ein Mangel an Fachkräften, sondern mittlerweile eine Fachkräftekatastrophe. Dem gegenüber stünden 1,6 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss. Gerade für das Handwerk müsse eine attraktive berufliche Bildung Vorrang genießen. Die von der Handwerksorganisation eingeforderte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung unterstützte der BIBB-Präsident.
Die Menschen müssten dort abgeholt werden, wo sie sind. Das Handwerk habe einen wunderbaren Spruch, so Esser, und verwies auf den Slogan der Imagekampagne des Handwerks: „Es ist nicht wichtig, woher jemand kommt, sondern wohin er oder sie will.“ Der Handwerks-Standort Simmerath sei auf diesem Weg sicherlich ein hervorragender Werbefaktor.