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News vom13.12.2023Wohnungsbau in der Krise

Dringender Handlungsbedarf im Licht neuer Statistiken

Die jüngsten vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zum Wohnungsbau zeichnen ein besorgniserregendes Bild. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, gibt zu bedenken, dass der Sektor bereits seit über einem Jahr rückläufige Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen verzeichnet.

Kernprobleme und aktuelle Entwicklung
Von Januar bis September 2023 wurden rund 77.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Besonders alarmierend: Im September allein sanken die Auftragseingänge um reale 15 Prozent, was kumulativ einem Rückgang von 23,7 Prozent entspricht. Trotz eines nominalen Anstiegs der Order um 14 Prozent im September, bleibt die reale Situation mit einem Minus von fast 6 Prozent nach drei Quartalen kritisch.

Auswirkungen der politischen Maßnahmen
Der auf dem Kanzlergipfel beschlossene 14-Punkte-Plan zur Belebung des Wohnungsbaus zeigt bisher kaum Effekte. Die Maßnahmen sind größtenteils noch nicht umgesetzt und zielen auf langfristige Ergebnisse ab, während die Branche dringend kurzfristige Unterstützung benötigt.

>>Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:
Der Wohnungsbau befindet sich in einer tiefen Krise.
Wenn Bund und Länder weiter nur Mikromanagement betreiben,
könnte der Wohnungsbau in Deutschland auf lange Zeit einbrechen.
Das wäre nicht nur eine Katastrophe für die Mieterinnen und Mieter.
Sollte der Einbruch ungebremst weitergehen,
steht uns im nächsten Jahr eine Insolvenzwelle bevor und
der Verlust von rund 100.000 Arbeitsplätzen.<<

Felix Pakleppa
Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Haushaltssperre und ihre Folgen
Die Haushaltssperre trägt zur Verunsicherung bei, da wichtige Investitionsbedingungen für das kommende Jahr unklar sind. Im Klima- und Transformationsfonds (KTF) budgetierte Maßnahmen für Sanierung, Neubau und Bahnbau sind betroffen. Besonders gravierend ist der Stopp des Förderprogramms für altersgerechten Umbau, was die Situation im Bauwesen weiter verschärft.

Gefährdete Arbeitsplätze
Diese Entwicklungen bedrohen hunderttausende Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft. Wohnungsbauunternehmen stehen vor der Herausforderung, ihr Personal trotz des 18-monatigen Auftragsrückgangs zu halten. Diese Fachkräfte sind essenziell für den Wohnungsbau in Deutschland.

Appell an die Bundesregierung
Pakleppa appelliert an die Bundesregierung, die Investitionsbudgets für 2024 aufrechtzuerhalten und schnellstmöglich Impulse zu setzen, um den Wohnungsbau zu stabilisieren. Besonders betont wird die Notwendigkeit einer Zinsstützung beim EH 55 Standard (siehe Info).

Die Situation im Wohnungsbau ist ernst. Die neuesten Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit, mit der die Branche auf Unterstützung angewiesen ist, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Es ist an der Zeit, so betont Pakleppa, dass konkrete, effektive Maßnahmen ergriffen werden, um diesen wichtigen Sektor zu stärken und die Zukunft des Wohnungsbaus in Deutschland zu sichern.
 

Info: Der „EH 55 Standard“ bezieht sich auf einen Energiestandard für Gebäude, der in Deutschland für die Energieeffizienz von Neubauten relevant ist. Er ist Teil der Energieeinsparverordnung (EnEV) und definiert, wie energieeffizient ein Gebäude sein muss. Konkret bedeutet EH 55, dass der Jahresprimärenergiebedarf eines Gebäudes nur 55 Prozent des in der EnEV festgelegten Referenzwertes für Neubauten betragen darf.

Gebäude, die nach dem EH 55 Standard gebaut werden, verbrauchen deutlich weniger Energie für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Kühlung als durchschnittliche Neubauten. Dies wird durch bessere Wärmedämmung, effiziente Heizungs- und Lüftungssysteme sowie den Einsatz erneuerbarer Energien erreicht. Der EH 55 Standard ist somit ein wichtiger Schritt in Richtung energieeffizientes Bauen und trägt zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei.

 

Zitat:



 

Bildunterschrift:

Bald leere Portemonnaies bei den Angestellten? Der Wohnungsbau befindet sich in einer tiefen Krise. (foto) Foto: Adobe Stock, andranik123