News vom 07.11.2023Vom Ferienspielkind zum Zimmermann: Joe Radermachers Weg ins Handwerk
Damals 8, heute 18: Von den ersten Erfahrungen im BGZ Simmerath zur Lehre. Geselle und Meister im Blick.
Simmerath. „Für mich war schon immer klar, dass ich ins Handwerk gehe.“ Joe Radermacher war damals gerade einmal acht Jahre jung, als er die ersten „offiziellen“ Erfahrungen mit dem Handwerk gemacht hat. Da war er noch Grundschüler und Ferienspielkind im Bildungszentrum BGZ Simmerath. Und es hatte ihm so gut gefallen, dass er danach noch drei weitere Ferienspiele der Handwerkskammer Aachen besuchte.
Heute ist Joe Radermacher 18 Jahre alt und steht wieder im BGZ. In Werkhalle 14 hört er sich gemeinsam mit seinen Kollegen an, was Ausbildungsmeister Michael Strauß über das Schiften sagt. Er zeichnet Schrägen auf einem Holzbalken an und erklärt den Lehrlingen Wissenswertes über Dachkonstruktionen. Danach müssen die angehenden Zimmerer selbst ans Werk.
Joe ist voller Eifer bei der Sache, zeichnet an, sägt, schaut sich seine Arbeit genau an, sägt weiter. „Er war damals als Ferienspielkind schon voller Eifer dabei. Joe hat einfach richtig Bock auf Handwerk, er arbeitet gerne. Und er ist sehr engagiert“, sagt Ausbildungsmeister Strauß. Für den Tag des Handwerks Mitte September im BGZ, an dem Hunderte junge Menschen sich handwerklich ausprobieren konnten, habe er im Vorfeld intensiv bei den Vorbereitungen mitgeholfen.
Der 18-Jährige ist im Handwerk groß geworden. Schon als Dreijähriger war er mit seinem Vater, der im Garten-Landschaftsbau arbeitete, unterwegs. „Wenn es dann in den Ferienzeiten in meinem Kindergarten keine Betreuung gab, durfte ich meinen Vater begleiten und zum Beispiel Bagger fahren, das war cool“, erinnert sich der angehende Zimmerer. Seine Mutter habe das Ferienspiele-Angebot der Handwerkskammer gesehen und ihn angemeldet. Danach gab es kein Halten mehr. Nach dem Realschulabschluss hat Radermacher sich bei verschiedenen Zimmererbetrieben beworben und schließlich die Zusage von Thomas Frank in Düren-Lendersdorf erhalten.
Wenn er nicht gerade in der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) im BGZ Simmerath ist oder am Berufskolleg in Stolberg, fährt der Mützenicher jeden Tag insgesamt 80 Kilometer, um bei Frank Zimmerei + Bedachungen seinem Handwerk nachzugehen. Joe Radermacher ist im 2. Lehrjahr, im Frühling steht die Zwischenprüfung an.
Was er an seinem Beruf mag? „Ich liebe den Geruch von Holz und die Verarbeitung. Holz ist vielfältig, ich kann damit ein ganzes Haus bauen“, sagt der junge Handwerker. Und er liebt es, am Ende des Tages etwas Handfestes kreiert zu haben – ein Bürojob käme für ihn nicht in Frage, weiß er. Reizvoll am Beruf des Zimmerers findet er auch, dass man alles ohne Maschinen machen könnte, wie früher. „Ich mag das Traditionelle ebenso.“ Alles mit den eigenen Händen schaffen zu können, mit Handsäge und Stemmeisen zu arbeiten, das gefällt Radermacher sehr.
Die Ferienspiele im BGZ Simmerath hätten ihm dabei geholfen, das richtige Handwerk für sich zu finden. „Ich konnte in verschiedene Berufe reinschnuppern, Stuckateur, Betonbauer, Tischler, Zimmerer und so weiter. Als Tischler arbeitet man auch viel mit Holz, aber ich bin eher fürs Grobe“, sagt Radermacher.
Sein Tipp für Schülerinnen und Schüler: „Ich würde jedem empfehlen, Praktika zu machen oder solche Angebote wie die Ferienspiele der Handwerkskammer zu nutzen. Das ist zum Reinschnuppern super, und man weiß, was später im Berufsleben auf einen zukommt.“ Was nach der erfolgreichen Ausbildung auf ihn zukommt, weiß der 18-Jährige jetzt schon: Er möchte ein paar Gesellenjahre sammeln und dann den Meister machen. „Vielleicht auch noch den Dachdecker dazu“, überlegt er. Die Selbstständigkeit kann Joe Radermacher sich sehr gut vorstellen.
Info: Die Ferienspiele im BGZ Simmerath, in der BGE Aachen und der Akademie für Handwerksdesign finden in den Sommerferien statt und dauern eine Woche. Die Teilnehmer sind zwischen sieben und 16 Jahren alt. In dieser Zeit arbeiten die Kinder mit verschiedenen Materialien wie Beton, Farbe und Holz. Ausbildungsmeister, Pädagogen und Freiberufler unterstützen die Teilnehmer während den Ferienspielen fachlich und pädagogisch. Die Schülerinnen und Schüler erleben die Vielfalt und Spannung handwerklicher Berufe. In den Werkstätten der Handwerkskammer Aachen stellen sie zum Beispiel Werkzeugkisten aus Holz her, gestalten Spiele kreativ und fertigen Pflanzenaufhänger aus Beton. Alle Kinder dürfen in allen Arbeitsbereichen aktiv werden. Die Ferienspiele enden mit einem Abschlussfest, bei dem die Erfolge gefeiert werden, alle Teilnehmer Medaillen, Urkunden, Schlüsselanhänger und Geschenke erhalten und die selbst hergestellten Produkte mit nach Hause nehmen dürfen.