News vom 07.03.2023Umwelt- & Klimaschutz mit Gewinn
Unternehmen werden für Nachhaltigkeit zertifiziert - Dieses Mal erfolgreich: Myrenne aus Roetgen.
STÄDTEREGION AACHEN. Seit 20 Jahren gibt es das Projekt Ökoprofit in der Städteregion Aachen. Viele Betriebe und Einrichtungen haben schon mitgemacht. Die Idee des Projekts: Betriebe schonen die Umwelt und verbessern dabei das Betriebsergebnis. Vielleicht ist diese Formel das Erfolgsgeheimnis für die Beständigkeit von Ökoprofit. Wahrscheinlich ist aber, dass sich die guten Erfahrungen der teilnehmenden Betriebe und deren Erfolge im betrieblichen Umweltschutz herumgesprochen haben.
Ökoprofit ist eine kommunale Initiative. In der Städteregion Aachen arbeitet die Projektleitung im Umweltamt eng mit der Koordinierung Nachhaltigkeit & Klimaschutz der Stadt Aachen zusammen. Gemeinsam mit den teilnehmenden Betrieben sowie dank der Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen konnte die Finanzierung des Beratungsprogramms sichergestellt werden. Weitere Unterstützung kam zudem von den kommunalen Energieversorgungsunternehmen. Als stetige Kooperationspartner unterstützten Handwerkskammer Aachen, die Kreishandwerkerschaft Aachen, die Industrie- und Handelskammer Aachen, die Vereinigung der Unternehmensverbände sowie die Effizienz-Agentur NRW das Beratungsprogramm. Dieses Kompetenz-Team saß von Anfang an „mit im Boot“, sei es bei der Information und Beratung der teilnehmenden Betriebe, bei der begleitenden Öffentlichkeitsarbeit oder bei der abschließenden Begutachtung und Auszeichnung der Unternehmen.
Topmotivierte Teilnehmende
Die Hauptrolle bei Ökoprofit spielen natürlich die Betriebe. Ihre Zahl ist begrenzt, um eine gute Beratung und Betreuung sowie einen erfolgreichen Informationsaustausch sicherzustellen. Bis zum Start im Oktober 2021 meldeten sich neun Betriebe zur Teilnahme an. Was allerdings wäre ein Unternehmen ohne seine Belegschaft? An Ökoprofit haben eben nicht Betriebe teilgenommen, sondern auch – und vor allem – insgesamt rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit deren Motivation steht und fällt nicht nur der Erfolg des Unternehmens, sondern auch der von Ökoprofit. Von Beginn an wurden die Beschäftigten daher über das Beratungsprogramm informiert und an der Ermittlung sowie Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen beteiligt. Vielfach betätigten sie sich selbst als Ideenlieferanten, so dass sich die Fachberatenden dann auf eine moderierende Rolle beschränken konnten. Das praktizierte Teamwork entlastete die Projektverantwortlichen, begrenzte den individuellen Arbeitsaufwand und steigerte den Erfolg.
Die Verankerung des Umwelt- und Energiemanagements in die innerbetrieblichen Strukturen erfolgte auf unterschiedlichen Wegen: Kleinere Betriebe griffen zumeist auf ein bestehendes „Gerüst“ zurück und integrierten den Umweltschutz zum Beispiel in reguläre Besprechungen. Demgegenüber riefen mittlere und größere Unternehmen häufig ein eigenes Umweltteam ins Leben. Nach den Erfahrungen der Fachbetreuenden erfüllen beide Varianten ihren Zweck – entscheidend für die Kontinuität der Sparanstrengungen ist eben weniger die Organisationsform als die Motivation der Handelnden. Die Ziele von Ökoprofit sind klar definiert: Umwelt- und Klimaschutz verbessern und gleichzeitig Kosten senken. Das Spektrum der Teilnehmenden hinsichtlich Branche und Größe ist sehr breit, dementsprechend sind auch die Einsparpotenziale unterschiedlich gelagert. Dass das Konzept trotzdem auf alle Betriebe passt, liegt an seinen flexiblen Maßnahmen und seinem Methodenmix. Wo Sparpotenziale schlummern, lässt sich nicht per Ferndiagnose bestimmen. Das A und O sind daher die Betriebsbegehungen und Einzelberatungen, die die Umweltberatenden bei den Unternehmen absolvieren. Erst aus diesen Vor-Ort-Terminen können ein Informationsfluss und eine enge Kooperation erwachsen, wie sie für die angestrebten Erfolge unabdingbar sind. Bei den ersten Terminen ging es vor allem um eine Bestandsaufnahme der momentanen Umweltsituation im Unternehmen.
Häufig erhielten Betriebe erst durch diese Bilanzierung einen Überblick darüber, wo sie in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit „stehen“ und wie teuer fehlende Effizienz sein kann. Die Datenerhebung schuf die Basis für die Festlegung passender Maßnahmen zur Kostensenkung und Umweltentlastung. Wichtig dabei: Das Konzept diktierte nicht der externe Fachberatende – die Betriebe bestimmten selbst, wann, wo und wie sie aktiv werden wollen. Kurzfristig Realisierbares, wie die Anpassung der Heizungssteuerung an den Bedarf, setzten die Teilnehmenden noch in der begleiteten Startphase um. Langfristige Ziele beschrieben sie in ihrem Umweltprogramm unter Angabe der Zuständigkeiten, Termine, Kosten und Einsparungen.
Wissenszuwachs via Workshops
Die Workshops bilden eine tragende Säule des Projektes. Sie gliedern das große Feld umwelt- und nachhaltigkeitsrelevanter Themen in einzelne Blöcke, die in je einer Veranstaltung umfassend aufgearbeitet werden. Dazu gehören Wasser, Energie, Mobilität, Beschaffung und Abfallmanagement, aber auch Arbeitssicherheit, rechtliche Fragen sowie solche der Betriebsorganisation. Zu jedem Thema erhalten die Teilnehmenden ausführliche, praxisgerechte Arbeitsmaterialien an die Hand, die sie bei der Umsetzung der nächsten Arbeitsschritte unterstützen. Veranstaltungsort der Workshops ist jeweils ein an der Staffel teilnehmender Betrieb, weil dem Kennenlernen und Austausch der Teilnehmenden stets ein hoher Stellenwert zugemessen wird. Wenn immer möglich, wird mit den Workshops daher auch eine Besichtigung des Gastgeberbetriebs verbunden. Bei den Gesprächen untereinander stellen die Akteure fest, dass ihre Problemstellungen und Lösungsstrategien über alle Branchengrenzen hinweg vergleichbar sind.
Durch diesen Erfahrungsaustausch werden alle in ihrem Handeln bestärkt. Einbezogen in den Dialog sind nicht nur die Betriebsbeauftragten. Die Teilnahme von Behördenvertretern an den Workshops ermöglicht es, Kontakte aufzubauen oder zu pflegen sowie Fragen auf dem „kleinen Dienstweg“ rasch zu klären. Auch die Kooperationspartner tragen mit ihren Fachbeiträgen wesentlich zum Gelingen der Workshops bei.
So informierten im aktuellen Projekt die Abfall- und Wasserbehörden von Stadt und Städteregion Aachen über die rechtlichen Grundlagen, die bei Maßnahmen in diesen Bereichen zu beachten sind. Neben fachlichen Aspekten prägen Aspekte der innerbetrieblichen Verankerung von Ökoprofit die Gespräche in den Workshops. Die Veranstaltungen widmen der Information, Motivation sowie Einbeziehung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern breiten Raum.
Lohn: die Zertifizierung
Die Ökoprofit-Auszeichnung steht für einen qualitativ hohen Standard. Um sie zu bekommen, genügt es nicht, die umweltrechtlichen Anforderungen zu erfüllen. Über die Rechtslage hinaus ist ein ganzer Katalog von Kriterien zu beachten, der eigens für Ökoprofit entwickelt wurde. Ende 2022 hat eine unabhängige Kommission die Teilnehmenden diesbezüglich überprüft. Das erfreuliche Ergebnis: Alle acht Betriebe und Einrichtungen, die sich der Prüfung stellten, erreichten das „Klassenziel“. Bei unterschiedlichen Ausgangslagen stellen die Akteure fest, dass ihre Problemstellungen und Lösungsstrategien über alle Branchengrenzen hinweg vergleichbar sind.
Im Januar 2023 war es so weit und alle konnten die Ökoprofit Auszeichnung offiziell in Empfang nehmen. Nachweis der neu erworbenen Kompetenz und der erfolgreichen Projektteilnahme ist das Zertifikat. Die Unternehmen und Einrichtungen, denen Stadt und Städteregion Aachen dieses Schriftstück ausstellten, dokumentieren damit Verantwortungsbewusstsein. Ihren Kunden, Partnern und Auftraggebern signalisieren sie, dass sie ein umfassendes Programm zur Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes erarbeitet und mit der Umsetzung begonnen haben, sie die betrieblichen Prozesse kontinuierlich beobachten, um negative Umweltauswirkungen weiter zu verringern, sie die Mengen und Kosten des betrieblichen Energie- und Rohstoffverbrauchs erfassen, ebenso die Schadstoff-Emissionen sowie das Abfallaufkommen, sie ihre Belegschaft am gesamten Reformprozess aktiv beteiligen und es in Form der Ökoprofit-Beauftragten klare Zuständigkeiten in Sachen Umwelt und Klimaschutz gibt.
Unter den Teilnehmenden war auch Myrenne aus Roetgen. Der Handwerksbetrieb ist ein von der zweiten und dritten Generation geführtes Maschinenbauunternehmen mit über 45 Jahren Erfahrung. Myrenne bietet sowohl Entwicklung (CAD/CAM) als auch Fertigung in höchster Qualität und Genauigkeit, was sich in der seit dem Jahr 2000 durchgehenden Zertifizierung nach ISO 9001 widerspiegelt. Jetzt hat das Unternehmen auch die Umweltzertifizierung, ein (Öko-)Profit auch für Myrenne.
Neue Runde: Ökoprofit geht in der Städteregion Aachen in die nächste Runde. Interessenten können sich hier anmelden:
+49 241 5198 6800, Friederike.von-Spankeren@staedteregion-aachen.de
+49 241 4323 6709, Jochen.Lowis@mail.aachen.de
oder im Internet unter www.staedteregion-aachen.de/oekoprofit