News vom 11.10.2023OECD-Bericht: Ausbildung top, aber Handlungsbedarf
Handwerk blickt mit Sorge auf „Bildungspolarisierung“. Mehr Orientierung an Schulen.
Berlin. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat ihren Bildungsbericht veröffentlicht. Dieser unterstreicht laut Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), einmal mehr die Notwendigkeit einer Bildungswende. Die berufliche Bildung müsse, politisch und gesellschaftlich flankiert, gestärkt werden.
„Als Handwerk teilen wir das Fazit des OECD-Berichtes, wonach das System der dualen beruflichen Ausbildung in Deutschland hervorragend ist, jedoch ausreichend Nachwuchskräfte fehlen. Die Zahlen der OECD belegen, dass der Fachkräftesicherung über die berufliche Bildung mehr gesellschaftliche Wertschätzung entgegengebracht werden muss, die dann auch in konkretes politisches Handeln münden muss“, sagte Schwannecke. Die OECD-Studie müsse daher dringender Anlass sein, dass Bund und Länder die berufliche Ausbildung stärken, und ihre Priorität darauf legen, die noch offenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Im Handwerk gibt es aktuell noch über 31.000 offene Lehrstellen. Das sind tausendfach ungenutzte Bildungs- und Karrierechancen für junge Menschen.
Die OECD lobt Deutschland in ihrem Report einmal mehr ausdrücklich für sein System der beruflichen Bildung, vor allem für die betriebliche Ausbildung: Die anschließende Beschäftigungsquote der Absolventen liegt hier mit 94 Prozent weit über dem OECD-Durchschnitt. Gerade Handwerksbetriebe mit ihrer überdurchschnittlich hohen Ausbildungsquote tragen dazu bei, dass junge Menschen bestmöglich auf den Übergang in das Berufsleben vorbereitet werden. Wie hervorragend das System der beruflichen Bildung ist, haben die Erfolge der deutschen EuroSkills-Nationalmannschaft erst vor wenigen Tagen wieder eindrucksvoll bewiesen.
Mit Sorge blickt das Handwerk jedoch auf die von der OECD festgestellte „Bildungspolarisierung“ in Deutschland: Nicht nur der Anteil der Höherqualifizierten, wie etwa Hochschulabsolventen, steige, sondern auch der Anteil der Geringqualifizierten. Hier setzt das Handwerk bereits mit erfolgreichen Maßnahmen an, wie mit der abschlussorientierten Nachqualifizierung durch Teilqualifikationen für über 25-Jährige, mit Einstiegsqualifizierungen, mit Assistierter Ausbildung sowie mit dem Programm VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen). Allerdings verliert die betriebliche Ausbildung deutlich an Boden. In diesem Qualifikationsbereich sind derzeit nur noch 38 Prozent der 25- bis 34-Jährigen und damit deutlich weniger als noch 2015 mit 51 Prozent.
„Um die berufliche Ausbildung zu stärken brauchen wir daher in Deutschland dringend eine Bildungswende“, fordert Schwannecke. „Das heißt vor allem eine immer auch die Optionen der beruflichen Bildung einschließende Berufsorientierung an Gymnasien, eine bessere Begabtenförderung in der beruflichen Bildung sowie eine hochwertige Ausstattung unserer Bildungszentren. Denn nur mit beruflich qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern können die anstehenden Transformations- und Modernisierungsaufgaben von der Energie- bis zur Klimawende gelingen. (foto)red