Drei Generationen in einem familiär geführten Unternehmen: Vater Hubert und Sohn Björn Schlun mit ihrer Auszubildenden Laura Dahlmans.
Handwerkskammer Aachen - Elmar Brandt
Drei Generationen in einem familiär geführten Unternehmen: Vater Hubert und Sohn Björn Schlun mit ihrer Auszubildenden Laura Dahlmans.

News vom 27.01.2025Nachhilfe für Lehrlinge

Schlun setzt bei der Ausbildung auf Unterstützung und offene Kommunikation. 

Von Elmar Brandt

Nicht auszubilden, das ist für Hubert und Björn Schlun nicht denkbar. Vater und Sohn sind sich einig, dass ihr Unternehmen eigene junge Kräfte qualifizieren muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zur Gewinnung und Sicherung von Nachwuchs setzen sie innovative Konzepte um. Für diese Ansätze und ihr vorbildliches Engagement erhielt die Lambert Schlun GmbH & Co. KG aus Gangelt-Niederbusch 2024 den Ausbildungspreis der Handwerkskammer Aachen.

Björn Schlun, seit 2002 in der Geschäftsleitung des Unternehmens, sagt, worauf es ankommt: »Sichtbar werden.« Die Attraktivität der Bauberufe bei jungen Menschen sei definitiv ausbaufähig. Früh aufstehen, körperlich hart arbeiten – das zieht die jungen Leute nicht so. Außerdem ist der Konkurrenzkampf um Mitarbeiter in der Branche groß. Da muss man als Arbeitgeber etwas bieten und sich von den anderen abheben. Schlun setzt auf familiäre Unternehmenskultur, offene Kommunikation und gegenseitige Unterstützung.

Sich um Lehrlinge kümmern, das hat bei den Schluns Tradition. Von 1955 bis 1960 kümmerte sich Unternehmenschef Lambert Schlun, der zu dieser Zeit Lehrlingswart der Bau-Innung Geilenkirchen-Heinsberg war, intensiv um die jungen Berufseinsteiger. Von 1960 bis zu seinem plötzlichen Tod 1962 war er zudem Obermeister der Innung. Sein Sohn Hubert, der 1962 die Geschäftsleitung übernahm, führte dieses Engagement für junge Menschen weiter. Unter seiner Federführung und in Kooperation mit anderen Unternehmern wurde 1965 die erste 14-tägige Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung für Beton- und Stahlbetonbauer in der Region verwirklicht. Damals noch nicht wie heute in einem Bildungszentrum, sondern in einem Betrieb.

Mittlerweile erfolgt die »Überbetriebliche« im Bildungszentrum BGZ Simmerath der Aachener Kammer. Die Auszubildenden gehen neben der Arbeit im Unternehmen außerdem noch zur Berufsschule. Den Stoff aus dem Unterricht können sie im Betrieb mit dem ehemaligen Berufsschullehrer Theo Sentis aufarbeiten. Je nach Bedarf steht der erfahrene Pädagoge den Lehrlingen zur Verfügung, in allen möglichen Fächern. Aktuell kümmert er sich auch um zwei neue Lehrlinge, die im Sommer aus Äthiopien gekommen sind. Über eine Initiative der Baugewerblichen Verbände kam Schlun mit den beiden in Kontakt. Das Engagement hat sich gelohnt. Die beiden angehenden Straßenbauer, die in ihrer Heimat schon fachbezogen studiert haben, sind integriert und haben sich gut eingearbeitet. Das Unternehmen half ihnen bei der Wohnungssuche und beim Ankommen in Deutschland. Theo Sentis erweitert mit ihnen ihre Sprachkenntnisse, vor allem im Bereich der Fachbegriffe, die im Bauhandwerk verwendet werden. Ein Polier mit hoher Kompetenz steht zusätzlich für fachliche Fragen zur Verfügung. Darüber hinaus ist jedem Auszubildenden ein Mentor zugeteilt. 

»Unternehmen müssen unternehmen«, lautet ein Leitsatz von Hubert Schlun. Zwischen den Verantwortlichen und ihren Mitarbeitern müsse „Geben und Nehmen“ gelten. Bisher ist die Firma damit erfolgreich gefahren. Davon zeugen zahlreiche Siege im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Bundes-, Landes- und Kammerebene.

Karriereförderung fängt bei Schlun schon am ersten Tag an, dann gibt es nämlich immer ein Ersttreffen für alle »Neuen«. So lernen sie das Unternehmen und ihre wichtigsten Ansprechpartner kennen. Darüber hinaus gibt es Azubitage, die dem Teambuilding dienen.

Neue Mitarbeitende zu finden ist schwieriger geworden. Deshalb präsentiert Schlun sich und die angebotenen Ausbildungsberufe auf Berufsmessen und Infotagen in Schulen. Mit am Stand ist auch immer ein aktueller Lehrling, der von seiner Ausbildung erzählt. Eine große Bedeutung im Unternehmen, das rund 250 Mitarbeitende beschäftigt, haben digitale Arbeitsprozesse. Auch das macht die Firma für junge Menschen attraktiv.

Sehr wichtig ist der Geschäftsleitung das Engagement in Vereinen. Vor allem im Fußball engagiert sich Schlun, sponsort mit finanziellen Mitteln und präsentiert sich als angesehener Ausbildungsbetrieb im sportlichen Umfeld. Auch soziale Projekte werden von Schlun finanziell unterstützt. So macht das Unternehmen auf sich aufmerksam und zeigt öffentlich, für welche Werte es steht.

Im Rahmen des Projekts »Handwerk im Hafthaus« hat Schlun einen ehemaligen Straftäter in ein Ausbildungsverhältnis genommen. Die Resozialisierung funktioniert gut. Der Mut, diesen Weg einzuschlagen, wurde belohnt.

 Wenn es auf Prüfungen zugeht, erhalten die Auszubildenden der Firma im Vorfeld Gelegenheit zu trainieren und Präsentationen zu erstellen. Außerdem profitieren sie bei Bedarf von Zuschüssen, um mobiler zu sein. Das ist vor allem wichtig, wenn die Mitarbeitenden einen längeren Anfahrtsweg zum Unternehmen haben. Auch das kommt dann dem Arbeitgeber wieder zugute.

Info: Die Lambert Schlun GmbH & Co. KG beschäftigt derzeit 18 Auszubildende in den Berufen Maurer, Beton- und Stahlbetonbauer, Straßenbauer, Bauzeichner, Industriekauffrau, Land- und Baumaschinenmechatroniker sowie Kauffrau für Digitalisierungsmanagement. Außerdem befinden sich fünf Mitarbeitende in einem Dualen Studium Bauingenieurwesen mit der Ausbildung zum Maurer, beziehungsweise zum Beton- und Stahlbetonbauer oder Straßenbauer.