Mit der Schultüte zum ersten Tag Sprachkurs. Die beiden neuen Mitarbeiter wurden von den Kollegen des Betriebs Jan Mohr morgens entsprechend verabschiedet.
Mohr
Mit der Schultüte zum ersten Tag Sprachkurs. Die beiden neuen Mitarbeiter wurden von den Kollegen des Betriebs Jan Mohr morgens entsprechend verabschiedet.

News vom 10.09.2024Mit Schultüte und Rohrzange

Jobturbo: Jan Mohr beschäftigt Geflüchtete unbefristet und lässt sie die deutsche Sprache lernen.

Aachen. Am ersten Schultag hat Jan Mohr seine beiden Schützlinge mit dem Auto zum Unterricht gebracht. Sie waren etwas aufgeregt, aber auch gespannt auf das, was kommt. Ziel war das Bildungszentrum BGE Aachen der Handwerkskammer. Der Anlagenmechanikermeister SHK, Betriebswirt und Geschäftsführer eines Aachener Betriebs, hat in Kooperation mit der QualiTec der Kammer und anderen Betriebsinhabern dort einen Sprachlehrgang organisiert. In dem Pilotprojekt erhalten Geflüchtete ein Jahr lang Deutschunterricht. Vom Betrieb Mohr nehmen der 49-jährige Syrer Khaled Sulaiman und der 44-jährige Qurban Ali Ahmadi aus Afghanistan teil. Sie beide kamen 2015 als Kriegsflüchtlinge nach Aachen und haben von Jan Mohr mittlerweile unbefristete Arbeitsverträge erhalten. Fachlich sind sie schon auf einem sehr guten Weg, aber nun sollen sie auch ihre sprachlichen Kenntnisse verbessern, um effektiver mit Kollegen und Kunden kommunizieren zu können.

Der Kontakt zu seinen beiden neuen Mitarbeitern kam über das Landesprogramm Jobturbo zustande. Über das Jobcenter, mit dem Jan Mohr eng und gut zusammenarbeitet, gelangten die Männer zu ihm und absolvierten ein Praktikum. Das funktionierte gut. Jan Mohr hat Erfahrung mit ausländischen Mitarbeitern, sehr gute Erfahrungen. Unter seinen insgesamt 18 Mitarbeitern sind einige, auch aktuell in der Ausbildung.

Jan Mohr, der ehramtlich auch im Gesellenprüfungsausschuss mitarbeitet, ist Unternehmer durch und durch. „Es geht immer darum, gute Mitarbeiter zu schaffen“, sagt er. Deswegen hat ihn das Jobturbo-Konzept gereizt, und der Aufwand, den er betrieben hat, hat sich gelohnt. Das Jobcenter unterstützt seine Initiative finanziell. Das Teilhabechancengesetz erleichtert die Startbedingungen.

„Als Unternehmer trage ich für meine Mitarbeiter soziale Verantwortung“, sagt der gebürtige Iserlohner, der 2013 den Betrieb in Aachen, der zuvor von Opa und Onkel geleitet wurde, übernahm. Die Verantwortung teilte er mit seiner gesamten Belegschaft. Die befragte er nämlich, bevor er die beiden geflüchteten Männer ins Praktikum nahm: „Wie steht ihr dazu? Wie können wir das händeln? Was müssen wir beachten?“ Für Jan Mohr eine völlig klare Sache, dass man seine Mitarbeiter in Entscheidungen miteinbezieht, ihre Meinung anhört. Diese Eigenschaften seien wichtig, wenn man neue Mitarbeiter rekrutieren wolle. Bei Mohr ist das Arbeitsklima so gut, dass sich zwei Meister sofort bereit erklärten, sich um die beiden neuen Mitarbeiter aus Syrien und Afghanistan zu kümmern. Die Zusammenarbeit entwickelte sich positiv, andere Kollegen trauten sich auch heran und schon bald zeigten auch die neuen Mitarbeiter Eigeninitiative bei der Lösung von kleineren Problemen.

Dass sie handwerkliche Fähigkeiten besitzen, wurde schnell deutlich. Beide haben in ihrer Heimat in verschiedenen Gewerken gearbeitet. Jan Mohr waren darüber einige „Basics“ wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit wichtig. Auch hier wurde er nicht enttäuscht. „Für mich ist immer wichtig, nicht nur von A bis B, sondern darüber hinaus auch bis C und am besten auch bis Z zu denken“, sagt er und erklärt damit auch seine Entscheidung, den beiden neuen Mitarbeitern unbefristete Arbeitsverträge angeboten zu haben. Es habe einen psychologischen Effekt, wenn Angestellte eine gewisse Sicherheit hätten und sich nicht ständig Gedanken um ihre Zukunft machen müssten. Sie sollten wissen, dass sie theoretisch noch bis zur Rente bei ihm arbeiten könnten, dass sie bei ihm Weiterbildung erfahren würden. Auf diese Art und Weise erhält Jan Mohr sehr gut qualifizierte Mitarbeiter. Das sichert auch seine Zukunft als Handwerksbetrieb.

Info: Der Jobturbo zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist eine Initiative der Bundesregierung. Sie umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, die auf die besonderen Bedürfnisse und Herausforderungen geflüchteter Menschen ausgerichtete sind. Zu den wichtigsten Elementen gehören Sprachkurse, Berufsorientierung und Beratung, Anerkennung von Qualifikationen, Weiterbildung und Qualifizierung, Praktika und Berufseinstiegsprogramme, Zusammenarbeit mit Unternehmen, Unterstützung bei der sozialen Integration, individuelle Betreuung.