News vom 12.06.2024„MACH WAS!“
Jugendliche der Hauptschule Aretzstraße bauen einen Fahrradunterstand. Bauunternehmen Lube & Krings greift Schulteam handwerklich unter die Arme.
Aachen. Das hatten sich die Schülerinnen und Schüler der städtischen Gemeinschaftshauptschule (GHS) Aretzstraße auch anders vorgestellt: Kaum waren die Gehwegplatten auf dem Schulhof angehoben, stießen sie auf Beton. Doch für die zehn Jugendlichen kein Grund aufzugeben, schließlich hatte das Aachener Bauunternehmen Lube & Krings schweres Gerät mitgebracht. Und schnell waren Hacke und Schaufel gegen Bohrhammer und Meißel getauscht. Die 14- bis 17-Jährgen mussten Löcher in den Boden treiben, um Fundamente für einen Fahrradunterstand auf dem Schulhof zu betonieren. Den hatten sie gemeinsam mit den Techniklehrern entworfen und damit beim Handwerkswettbewerb „MACH WAS!“ der Adolf Würth Gruppe, der Handwerkskammern und der Aktion Modernes Handwerk den Zuschlag bekommen: 1.000 Euro als Grundlage für das Material. Aufgestockt hat die Stadt Aachen als Schulträger den Betrag noch mal mit 3.700 Euro. Bald wird ein Unterstand aus Holz gebaut, der Platz für gut 20 Fahrräder bietet. Nun ging es endlich an die Arbeit.
Arbeit ist dabei das wichtigste Stichwort: „Wir wollen die Berufsausbildung nach vorne bringen, die Jugendlichen gezielt ins Handwerk bringen“, erläutert der Konrektor Stefan Albrecht den Mehrwert solcher Projekte für Schule und Schüler. Einen Mehrwert, den auch Lube & Krings sieht, das den Bau des Fahrradunterstandes intensiv mit Personal und Know-How unterstützt. „Fachkräftemangel, ganz einfach!“, beschreibt Michael Amberg, Ausbildungsleiter beim Aachener Unternehmen, die Motivation der Baufirma: „Wir wollen das Interesse an unseren Berufen so früh wie möglich wecken und die Jugendlichen begleiten. Und es macht natürlich auch Spaß.“ Insgesamt 13 Auszubildende hat Lube & Krings in den letzten Jahren von der GHS Aretzstraße einstellen können – zehn pro Jahr möchte man insgesamt einstellen. Das Unternehmen ist einer der engagiertesten Partner der Schule im Aachener Ostviertel.
Die Jugendlichen machen während ihrer schulischen Laufbahn mehrere Praktika. Los geht es mit dem Girls‘ und Boys‘ Day. In der achten Klasse folgt dann ein einwöchiges Praktikum, in der neunten geht es für drei Wochen in die Betriebe. Wer möchte, kann im neunten und zehnten Schuljahr noch ein Langzeitpraktikum machen – vier Tage Schule und einen Tag im Unternehmen. Diese Chance hat der 17-jähre Najm auch ergriffen. Er steht nun mit dem Bohrhammer neben dem Loch für das Fundament und kann seinen Mitschülern schon zeigen, wie man richtig damit umgeht. „Eigentlich wollte ich Einzelhandelskaufmann oder Koch werden. Aber dann hat Herr Amberg hier über die Arbeit bei Lube & Krings gesprochen. Ich habe sofort in der nächsten Woche dort ein Praktikum gemacht, jetzt das Langzeitpraktikum und ab August mache ich eine Ausbildung zum Straßenbauer.“ Wichtig war ihm vor allem: „Ich wollte alles selber machen, was die Angestellten dort auch machen. Ich wollte nicht nur zuschauen. Dann weiß man ja gar nicht, wie der Job wirklich ist.“ Beton fräsen, mauern, Kanalbau – alles und viel mehr schon gemacht.
Eine wichtige Erfahrung, denkt auch der Konrektor: „Anpacken lernen, einen echten Bezug zum Handwerk oder Job bekommen. Das ist ganz wichtig für unsere Schülerinnen und Schüler.“ Ausbildungsleiter Amberg versteht einige Unternehmen nicht so recht: „Viele wollen keine Langzeitpraktika anbieten. Aber es ist wichtig, die Jugendlichen früh an das Unternehmen zu binden, damit sie es kennenlernen. Dann ist der Übergang zur Ausbildung oft fließend.“
Das ganze Kollegium zieht mit
Ganz wichtig ist auch das Konzept hinter den Projekten und die Unterstützung des kompletten Kollegiums. Darauf weist auch das Schulmotto „WIR – gemeinsam fit für die Zukunft“ hin. „Vier Schwerpunkte unserer pädagogischen Arbeit unterstützen das Ziel, Jugendliche in die Berufe zu bringen: das soziale Lernen, die Sprache und Sprachentwicklung, die individuelle Förderung und die Berufsorientierung und Berufsberatung“, erklärt Christina Förster, als Lehrerin unter anderem zuständig für die Schulentwicklungsarbeit. „Da arbeitet das ganze Kollegium dran, das wird von uns allen getragen“, ist sie stolz.
Die beiden Techniklehrer Paul Matt und Marius Altena – beide Handwerksmeister und Seiteneinsteiger – betreuen die Jugendlichen bei den handwerklichen Arbeiten in der Schule und konkret beim Fahrradunterstand professionell. Matt, gelernter Maler und Lackierer: „Wir haben die Gruppe ganz gezielt ausgesucht. Da steht keiner gelangweilt rum, alle haben ein Werkzeug in der Hand.“ Und sein Kollege, Tischlermeister Altena, ergänzt: „Wenn es an die Holzarbeiten geht, können die Schüler vieles anwenden, was sie bei uns im Unterricht lernen – nur im großen Maßstab.“ Etwas schaffen und einen Bezug dazu haben: Christina Förster ist überzeugt, dass es das Gesamtpaket sei, das die Kinder in die richtigen Berufe bringe.
Entwickelt werden auch immer wieder neue Ideen und Konzepte: Ab dem kommenden Schuljahr wird das Berufskarussell starten. Dabei können die Jugendlichen dann in den drei Wochen Praktikum jede Woche in einen anderen Beruf schnuppern. Und das Projekt dreht den Spieß um: Hier sucht die Schule aus, welcher Jugendliche wo ein Praktikum macht, nicht der Betrieb. „Wir möchten genau schauen, welcher Jugendliche wo hin passt“, so Konrektor Albrecht. Lube & Krings und weitere Betriebe sind schon dabei. Über neue Partner freut sich die Schule – alle sind willkommen, besonders Handwerksbetriebe.
Info: Der Handwerkswettbewerb „MACH WAS!“ der Adolf Würth Gruppe, der Handwerkskammern und der Aktion Modernes Handwerk startet in die neue Wettbewerbsrunde.
Noch bis zum 15. Oktober können sich Schulen mit einem handwerklichen, frei gestaltbaren Projekt zur Aufwertung des Schulgeländes oder zur schulischen Nutzung um einen Startplatz bewerben.
Zur fachlichen Unterstützung benötigt jedes Schulteam einen Handwerksbetrieb an seiner Seite. Entsprechend sind auch Handwerkerinnen und Handwerker aufgerufen, auf Schulen zuzugehen und die Schülerschaft der Klassen sieben bis zehn für ein gemeinsames Projekt zu begeistern. Die Zusammenarbeit kann sehr individuell gestaltet werden, da alle eingereichten Projekte mit unterschiedlichen Anforderungen verbunden sind. So kann die Projektbetreuung durch die Handwerksbetriebe von vereinzelten Treffen, zum Beispiel für Sägearbeiten im Betrieb, bis hin zu regelmäßigen Treffen an der Schule reichen.
Im November beginnt dann die Umsetzungsphase. Bis zum 10. April 2025 haben die Schulteams Zeit, ihr Projekt zu realisieren.
Um Kreatives möglich zu machen, unterstützt die Würth Gruppe jedes der ausgewählten Projekte mit einer Förderung von 1.000 Euro. Zudem bekommen die Schulteams neben einem Leitfaden zur Projektdurchführung ein Starter-Set mit einer Grundausstattung an Werkzeugen und einer Schutzausrüstung. Auf die Siegerteams warten attraktive Sachpreise.
Die Initiative „MACH WAS!“ soll einen Beitrag zur Berufsorientierung leisten. Denn der Wettbewerb fördert nicht nur handwerkliche Teamarbeit in schulischen Projektgruppen, sondern macht gleichzeitig die attraktiven Berufsfelder des modernen Handwerks erlebbar. Unterstützende Handwerksbetriebe erhalten zudem einen wertvollen Erstkontakt zu potenziellen Auszubildenden.