News vom 05.04.2023Kanzler lobt den Meisterbrief und zeigt sich optimistisch
Spitzengespräch der deutschen Wirtschaft mit Scholz. Großes Vertrauen ins Handwerk. Verbände besorgt.
München. Am 10. März fand am Rande der „Zukunft Handwerk“ in München das Spitzengespräch der deutschen Wirtschaft mit Bundeskanzler Olaf Scholz statt. Die Spitzenverbände Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) nutzen traditionell diese Gesprächsmöglichkeit, um sich mit dem Kanzler auszutauschen.
Themenschwerpunkte des Spitzengesprächs waren unter anderem die tiefgreifenden wirtschaftlichen Folgen des russischen Überfalls, die hohen Energiepreise und drohende Engpässe in der Energieversorgung und Lieferkettenstörungen.
Die Politik hat mit ihrem Krisenmanagement eine Reihe der direkten Kriegsfolgen abgemildert, aber als Dauerlösung wird das wohl nicht ausreichen. Erhebliche Kostensteigerungen, beispielsweise durch hohe Energiepreise und ausufernde Bürokratie, belasten das Handwerk. Aber auch beim Fachkräftemangel ist keine Entspannung in Sicht. Die berufliche Bildung bleibt zentral bei der Fachkräftesicherung.
Zur Sicherung gleichwertiger Bildungswege gehören weitere Verbesserungen beim Aufstiegs-Bafög sowie die frühzeitige Berufsorientierung, insbesondere in den Gymnasien sowie eine Ausweitung der Begabtenförderung. Deutschland braucht eine vorausschauende Wirtschaftspolitik, die den Unternehmern eine langfristige Perspektive und Planungssicherheit gibt. Die Politik muss die längst überfällige Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung umsetzen und endlich beginnen, die deutsche Bürokratie abzubauen.
Optimistischer Kanzler
Um Zuversicht und Optimismus ging es Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Ansprache. Deutschland wolle bis 2045 klimaneutral wirtschaften. Dazu müssten vier bis fünf Windkraftanlagen pro Tag aufgestellt werden, etwa 6.000 Mehrfamilienhäuser pro Woche saniert, 40 Fußballfelder voller Solaranlagen installiert und jeden Tag 1.600 Wärmepumpen eingebaut werden. „Das Handwerk wird dabei eine ganz zentrale Rolle spielen“, betonte Scholz. „Wir brauchen das Handwerk für unsere Zukunft.“ Gute Fachkräfte und gute Gehälter seien dafür notwendig. Er sagte auch: „Wir wollen nicht nur über Energiewende und Digitalisierung reden. Irgendjemand muss das auch machen. Und das ist das deutsche Handwerk.“
Der Kanzler hob nicht nur die Bedeutung des Handwerks bei der Umsetzung der Klimaziele hervor, er lobte auch explizit die berufliche Bildung und den Meister. „Der Meisterbrief schafft Vertrauen in die Fähigkeiten“, so Scholz. Man könne daher darüber nachdenken, sich künftig von der „einen oder anderen Anforderung an zusätzliche Gutachten zu befreien, wenn ein hoch qualifizierter Meisterbetrieb bestimmte Leistungen erbringt“.
„Die Berufsausbildung, die Lehre, ist unverändert die wichtigste Ausbildung in Deutschland“, betonte der Kanzler und stimmte damit den vorangegangenen Worten von ZDH-Präsident Jörg Dittrich zu, der auch betonte, dass es „keine Wende ohne Hände“ geben könne. Berufsorientierung sei sowohl in der Schule als auch nach dem Abitur und während des Studiums wichtig.
Die gemeinsame Erklärung: Ihre Erwartungen an die Themen Digitalisierung, Energiewende, schnellere Genehmigungsverfahren und eine Bildungsoffensive haben die Verbände in einer gemeinsamen Erklärung veröffentlicht.