Pressemitteilung vom 04.12.2023Handwerk und Familie: Neue Wege zur Vereinbarkeit für Unternehmerinnen
Handwerkskammer Aachen fordert innovative Maßnahmen, um Frauen in Elternzeit finanziell und beratend zu unterstützen.
Aachen. Angehende Gründerinnen und Betriebsnachfolgerinnen stehen vor der Entscheidung, ob sie ihre Familienplanung zugunsten ihres Betriebs zurückstellen sollen oder umgekehrt. Denn Selbstständige müssen im Vergleich zu Arbeitnehmerinnen in aller Regel deutliche Abstriche im Hinblick auf soziale Leistungen wie das Mutterschaftsgeld und das Elterngeld machen. Mutterschaftsgeld erhält die selbstständige werdende Mutter zum Beispiel nur dann, wenn sie sich im Vorfeld dafür zusätzlich versichert hat. Dabei ist die Höhe auch geringer als bei Arbeitnehmerinnen.
„Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum aktuell lediglich 22 Prozent der Handwerksbetriebe in NRW von Frauen geführt werden“, sagt Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen. Sie ist eine von sieben Kammern in NRW, die den Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) bilden. Die Organisation hat jüngst ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie sich entschieden für verbesserte Bedingungen für Unternehmerinnen im Handwerk einsetzt. Der Fokus liegt dabei auf der Vereinbarkeit von Schwangerschaft und Mutterschaft mit der unternehmerischen Selbstständigkeit.
„Die aktive Förderung und Unterstützung von Unternehmerinnen im Handwerk ist ein entscheidender Schritt hin zu mehr Gleichstellung und wirtschaftlichem Wachstum. Wir müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Schwangerschaft und Mutterschaft kein Hindernis für weibliche Selbstständigkeit darstellen“, sagt der Präsident der Handwerkskammer Aachen und Familienvater Herwartz.
Der WHKT schlägt konkrete Maßnahmen vor, um die Situation zu verbessern. Dazu zählen:
- Eine Vereinfachung des Zugangs zum Mutterschaftsgeld für Selbstständige und eine Anpassung der Elterngeldberechnung, die insbesondere Gründerinnen entgegenkommen soll.
- Die Einführung eines flächen- und branchenübergreifenden Systems der Betriebshilfe, um die Fortführung des Betriebs sicherzustellen, inspiriert von Modellen aus der Landwirtschaft und aus Österreich. Wünschenswert ist eine finanzielle Spritze, mit der der Betrieb die Möglichkeit hat, eigenständig eine aus seiner Sicht geeignete Person für den Ausfall einzustellen.
- Eine Intensivierung der Beratungsangebote durch Krankenversicherer und staatliche Stellen, um Unternehmerinnen bestmöglich über ihre Absicherungsmöglichkeiten zu informieren.
„Es ist sehr wichtig, dass wir nicht in Geschlechtern denken, sondern in Kompetenzen und Fähigkeiten. Indem wir selbstständige Frauen während Schwangerschaft und Mutterschaft unterstützen, helfen wir unserer ganzen Branche“, betont Herwartz. Es sei an der Zeit, dass die Politik handele und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffe, um Frauen den Weg in die Selbstständigkeit im Handwerk zu erleichtern.
Hintergrund
Als regionale Dachorganisation vertritt die Handwerkskammer Aachen die Interessen von rund 17.500 Handwerksbetrieben mit ihren über 86.000 Angestellten und knapp 5.600 Lehrlingen in der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg. Mit einem Umsatz von circa 9,2 Milliarden Euro ist das Handwerk eine der wirtschaftlichen Stützen im Kammerbezirk.