Kennt die Akademie für Handwerksdesign schon lange und ist motiviert, mit neuen Ideen bewährte Qualität fortzuführen und den Anforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden: Der neue Leiter Thomas Flaskamp.
Elmar Brandt - Handwerkskammer Aachen
Kennt die Akademie für Handwerksdesign schon lange und ist motiviert, mit neuen Ideen bewährte Qualität fortzuführen und den Anforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden: Der neue Leiter Thomas Flaskamp.

News vom 10.09.2024Design als Wirtschaftsfaktor

Thomas Flaskamp übernimmt Leitung und setzt auf Innovation und Vernetzung.

Aachen. Seit Mitte August leitet Thomas Flaskamp die Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg. Er hat damit die Nachfolge von Dr. Petronella Prottung angetreten. Im Interview mit HW-Redakteur Elmar Brandt erzählt er, warum ihn der Posten gereizt hat und welche Impulse er künftig setzen möchte.

Herr Flaskamp, Sie sind jetzt ein paar Tage als Leiter an der Akademie. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Flaskamp: Ich fand die Atmosphäre schon früher hier sehr ansprechend, zur Zeit meiner Handwerksausbildung. Ich kenne die Akademie bereits seit langem und war schon immer von der Atmosphäre begeistert. Dass hier Handwerk, Innovation und Design zusammenkommen – das ist ein sehr spannendes Konzept, das mich sehr fasziniert. Ich verfolge die Aktivitäten hier an der Akademie also schon seit längerer Zeit.



Sie haben selber eine handwerkliche Ausbildung. Wie sind Sie zum Handwerk gekommen?

Flaskamp: Schon früh wusste ich, dass ich ins Handwerk gehen möchte. Als Kind kannte ich den Tischler aus unserem Dorf Linnich-Gevenich, der mich mit seiner Leidenschaft für das Handwerk begeisterte. Er stellte Fenster und Türen komplett selbst her und konstruierte aufwendige Wendeltreppen, indem er maßstabsgetreue Zeichnungen auf einer Spanplatte anfertigte. Der Umgang mit Holz hat mich da so fasziniert, dass ich da schon als Kind immer hingegangen bin.

Er hat mir dann kleine Klötzchen zugeschnitten, dass ich was basteln konnte.  Also wollte ich auch Tischler werden. Das aktive Gestalten fand ich damals schon toll, das ästhetische Gestalten und gleichzeitig die Fragen: Was muss das Produkt können? Wie kann ein Tisch, eine Tür, ein Möbel gestaltet werden?



Warum ist Gestaltung im Handwerk so wichtig?

Flaskamp: Ich denke: Jedes Gewerk gestaltet. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit den Anforderungen entsteht Gestaltung, die weit über die reine Ästhetik hinausgeht. Es geht um eine ganzheitliche Herangehensweise, bei der auch Prozesse und das Geschäftsmodell des Handwerkunternehmens eine wesentliche Rolle spielen. Zum Beispiel: Will man einen Tisch nur herstellen oder gehört dazu auch die lebenslange Dienstleistung der Reparatur des Tisches? Oder ist es sinnvoll, sogar den Tisch zu verleihen? Eine ganzheitliche Betrachtung also.



Wie wichtig ist das Design für den Kunden?

Flaskamp: Design ist untrennbar mit jedem Produkt oder jeder Dienstleistung verbunden und hat sich heutzutage zu einem der einflussreichsten Wirtschaftsfaktoren entwickelt, der weit über das eigentliche Produkt hinausreicht. Es prägt die gesamte Unternehmenskommunikation – von einem ansprechenden Internetauftritt bis hin zur überzeugenden Kundenberatung. Ästhetische Gestaltung kann dabei einen enormen Mehrwert schaffen.



Wie finden Absolvierende, die hier an der Akademie studieren, den richtigen Zugang? Durch Ausprobieren? Durch Freiraum zum Experimentieren?

Flaskamp: Es ist wichtig dass sie durch die Akademie ihren eigenen Weg finden. Ziel ist es, dass sie ihre Stärken finden und diese ausbauen, um eine Profession in ihrem Handwerk zu entwickeln. Dabei sollten sie stets hinterfragen und auch das Scheitern als Teil des Prozesses akzeptieren. Denn erst durchs Scheitern wird man sehen, was möglich ist. Wenn es um Innovation und Design geht, liegen Umsetzung und Scheitern immer nahe beieinander. 

Ich habe bei meiner Arbeit bei vielen Start-Ups gelernt, dass man den Mut haben muss, scheitern zu können. Neues auszuprobieren birgt immer das Risiko, dass es nicht funktioniert. Diese unternehmerische Mentalität möchte ich noch stärker in das Studium einfließen lassen. Dazu gehört, strategisch und methodisch an die Unternehmensentwicklung heranzugehen und das Unternehmen gezielt auf die Bedürfnisse der Zielgruppe auszurichten. Diese Erfahrungen fördern die Agilität eines Unternehmens, in dem sie später tätig sein werden oder das sie sogar selbst leiten.



Wie wollen Sie das den Studierenden vermitteln?

Flaskamp: Ich möchte ihnen zeigen, dass das Einschätzen des Risikos Sicherheit geben kann, indem man lernt, in welchen Feldern man sich sicher entwickelt. Das bietet die Chance, auch immer einen Plan B zu haben. Es gibt zahlreiche Methoden und Strategien, die dabei unterstützen können, ein Start-up erfolgreich zu gründen und Unternehmen weiterzuentwickeln.



Zurück zum Standort Gut Rosenberg. Was ist das Besondere hier in Aachen-Horbach?

Flaskamp: Das Besondere ist, dass die Studierenden der Akademie im starken Dialog miteinander stehen. Zwischen den einzelnen Gewerken entstehen Austausch und Vernetzung, der an einem Ort, wo es mehr Ablenkung gibt, möglicherweise nicht so ausgeprägt wäre. Ein Alleinstellungsmerkmal der Akademie ist sicherlich der experimentelle und explorative Ansatz, bei dem durch das praktische Tun neue Ideen entstehen. Die Studierenden lernen dabei, schauen auch über den Tellerrand hinaus und zeigen großes Interesse an neuen technologischen Entwicklungen.



Welche Schwerpunkte möchten Sie nun zeitnah setzen?

Flaskamp: Ich möchte die Akademie, deren Gründungsgedanke heute aktueller denn je ist, in ihrer hohen Qualität weiterführen und gleichzeitig zukunftsgerichtet weiterentwickeln. Dabei ist es sehr wichtig, zukünftige marktverändernde Entwicklungen im Blick zu behalten. Die Digitalisierung spielt hierbei eine Schlüsselrolle; Künstliche Intelligenz und Automatisierung von Prozessen wachsen stetig. Die zentrale Frage lautet: Wie positioniert sich das Handwerk für die Zukunft? Welche Rolle wollen wir einnehmen, und welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus?



Birgt das mehr Chancen oder mehr Gefahren?

Flaskamp: Es ist eine neue Technologie und es liegt im Ermessen des Nutzers, sie zum Guten oder zum Schlechten zu verwenden. Dabei kann man durchaus ethische Maßstäbe ansetzen. Wie kann man auf sinnvolle Weise Mehrwert schaffen und dabei die ethischen Grundsätze des Handwerks wahren?

Darüber hinaus wird Ressourceneffizienz im Handwerk eine immer größere Rolle spielen. Dabei denke ich nicht nur an den sparsamen Einsatz von Material und Energie, sondern auch an ökologische und soziale Ressourcen. Der Fachkräftemangel ist eine der Herausforderungen, die aus diesem Kontext resultieren.



Was kann die Akademie darüber hinaus noch vermitteln?

Flaskamp: Unser berufsbegleitender, mediengestützter Lehrgang „Gestalter/-in  im Handwerk“ qualifiziert Handwerker und bringt das Thema damit noch mehr in die Betriebe. Außerdem haben wir ja eine Designberatung, die Unternehmen bei ihrem Auftritt unterstützt.  Zudem koordinieren wir derzeit den Europamarkt, auf dem hochwertige Kunsthandwerks- und Handwerksprodukte präsentiert werden.



Müssen Sie für diese Angebote noch stärker die Werbetrommel rühren?

Flaskamp: Ich kann mir schon vorstellen, dass wir noch stärker in den Dialog gehen können. Es ist wichtig, den Unternehmen zum einen den Mehrwert, den wir ihnen bieten, deutlich aufzuzeigen. Gleichzeitig müssen wir dem Nachwuchs vermitteln, wie attraktiv das Handwerk ist und welche klaren Zukunfts- und Gestaltungsperspektiven es bietet. Zudem möchten wir unser Netzwerk weiter ausbauen, indem wir die Zusammenarbeit mit Kreishandwerkerschaften, Innungen, dem Westdeutschen Handwerkskammertag sowie weiteren Verbänden und Institutionen intensivieren. Außerdem möchten wir bei Veranstaltungen hier auf Gut Rosenberg in den Dialog mit anderen Menschen kommen. Dabei sollen dann alle Beteiligten voneinander lernen können.

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