News vom 07.03.2023Ausbildung sichert Zukunft
Fachkräfte-Summit in der Region Aachen: Nur gemeinsam ist die Herausforderung zu bewältigen.
Aachen. Unter dem Leitgedanken „Ausbildung sichert Zukunft“ haben die Region Aachen und die Regionalagentur Region Aachen zusammen mit der Agentur für Arbeit Aachen-Düren und der Agentur für Arbeit Brühl sowie dem digitalHUB Aachen den ersten Fachkräfte-Summit veranstaltet. Rund 150 Unternehmensvertreter, Akteure auf dem Arbeitsmarkt, Ausbildungsbotschafter und Schüler kamen zusammen, um voneinander zu lernen und gemeinsam Lösungen und Ideen zum Themenfeld „Ausbildung“ zu erarbeiten. Impulse, Best-Practice-Beispiele und kreative Workshops boten dabei vielfältige Anregungen.
Viele freie Stellen
Zahlreiche Jugendliche haben unklare Berufsvorstellungen und wenig Interesse an einer beruflichen Ausbildung. Dies führt in der demografisch ohnehin angespannten Lage dazu, dass Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Das Fehlen von Fachkräften ist ein großes Problem – auch in der Region Aachen. Um hier Abhilfe zu schaffen und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft abzusichern, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen. „Es gibt bereits viele gute Initiativen und Angebote in der Region – nur wissen wir häufig zu wenig voneinander. Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen“, sagte Professorin Dr. Christiane Vaeßen, Geschäftsführerin der Region Aachen und Ideengeberin für den ersten Fachkräfte-Summit. „Die hohe Anmeldezahl für ein doch spezielles Thema zeigt, dass es brennt.“
Diese Einschätzung teilt Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die Stunde der beruflichen Bildung schlägt jetzt“, sagte er. NRW soll Berufsbildungsland Nummer eins werden, so ist es im Koalitionsvertrag verbrieft. Dazu soll die Fachkräfteoffensive, die die Landesregierung interministeriell ins Leben gerufen hat, einen erheblichen Beitrag leisten. Bei der Betrachtung von akademischer und beruflicher Ausbildung wirbt Matthias Heidmeier für einen versöhnenden Ansatz. „Wir brauchen eine starke berufliche Bildung neben der akademischen, wenn wir die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie den Klimaschutz schaffen wollen.“
Diesem Appell pflichtet auch Günter Sevenich, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Aachen-Düren, bei: „Die Ausbildungswege müssen ineinandergreifen. Wenn wir niemanden haben, der die Wärmepumpe installieren kann, schaffen wir es nicht mit der Nachhaltigkeit. Dafür brauchen wir Ingenieure und Handwerker.“ Obwohl die Palette an Ausbildungsberufen in Deutschland mit über 320 Ausbildungsberufen breit ist, bleibt die Top 10 der von Bewerbern gewählten Berufe seit Jahren konstant. Sevenich rät daher, bei der Berufsorientierung auch Ausbildungen eine Chance zu geben, die vielleicht nicht die erste Wahl sind: „Ein Praktikum eignet sich hervorragend, um einen Ausbildungsberuf kennenzulernen und herauszufinden, ob die eigenen Stärken zur Ausbildung passen.“
Iris Wilhelmi, Geschäftsführerin des digitalHUB Aachen, plädiert zudem für eine „höhere gesamtgesellschaftliche Anerkennung von beruflicher Ausbildung“. Dass die duale Ausbildung in ihrer Form durchaus etwas Besonderes ist, zeigt auch der Blick auf den internationalen Ausbildungsmarkt, den Professor Dr. Julian Nida-Rümelin, Philosoph, Autor und Staatsminister a. D., in seiner Keynote eröffnete. So gibt es beispielsweise im angelsächsischen Raum gar keine Alternative zur akademischen Ausbildung. Professorin Vaeßen betonte: Wir können stolz sein auf unsere duale Ausbildung, dafür müssen wir werben und junge Menschen begeistern.“
Wie das gelingen kann und welche Anstrengungen hierfür erforderlich sind, das weiß Laura Mahr, Personalleiterin beim Handwerksunternehmen Theodor Mahr Söhne GmbH. Dem Familienbetrieb in sechster Generation ist es im vergangenen Jahr gelungen, 16 neue Auszubildende einzustellen, und das nicht durch Anreize wie Tablets oder 35 Tage Urlaub, wie Mahr versichert. „Was wirklich zählt, ist der persönliche Kontakt, eine Kommunikation auf Augenhöhe und die Netzwerkarbeit – vor allem auch mit Eltern und Schulen.“
Workshops liefern Vorschläge
Darüberhinausgehende notwendige Aktivitäten und strukturelle Veränderungen erarbeiteten die Teilnehmenden schließlich in sechs verschiedenen Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Ergebnis gab es viele Vorschläge, wie sich die Lage verbessern lässt.
Über allem steht die Einsicht, dass alle Beteiligten enger zusammenrücken müssen. So soll unter anderem ein runder Tisch für eine (eu-)regionale Marketing-Kampagne zur Fachkräftesicherung einberufen werden, mit Unternehmern, Arbeitsmarktakteuren und Vertretern aus der Politik. Zudem soll dieser erste Fachkräfte-Summit nur der Startschuss sein. Alle Akteure sind eingeladen, an Folgeveranstaltungen teilzunehmen, um den Austausch fortzusetzen und gemeinsame Anstrengungen zu forcieren.